Na sowas. Da wartet man gerade mal knapp eineinhalb Jahre, und schon erscheint das Update des guten, alten, Tweetie für den Mac, des einstmals zweifellos besten Twitterprogramms für das Betriebssystem aus Cupertino. Wer Tweetie schon im April 2009, kurz nach erscheinen, für 19,95 US-Dollar lizenziert hatte, dem war schon für den Herbst des gleichen Jahres eine verbesserte Version angekündigt worden. Doch die großen Fortschritte blieben aus. Ebenso zeigte sich, dass Loren Brichter, Inhaber der kleinen Softwareschmiede Atebits, wohl ein begnadeter Softwareentwickler und Designer, nicht aber der große Kommunikator war. Die Informationen flossen nämlich immer spärlicher, tröpfelten dann nur noch und versiegten schließlich fast ganz.

Basierend auf dem durchschlagenden Erfolg der Tweetie-Version für das iPhone bewegte sich dennoch einiges. Im Gegensatz zum Mac-Bruder erreichte Tweetie für das iPhone auch schnell die Version 2.0. Diese wurde allerdings den Bestandskunden der ersten Versionen im iPhone-ApppStore als neues, kostenpflichtiges Produkt angeboten, was vielfach zu Verärgerung führte. Anfang April 2010 veröffentlichte Brichter schließlich in seinem Blog, dass er sein kleines Unternehmen nebst seiner Produkte an Twitter verkauft hatte. Die iPhone-Version von Tweetie erschien kurze Zeit später in einer kaum veränderten Version unter dem neuen Namen Twitter for iPhone. Weiterhin auf sich warten ließ allerdings eine überarbeitete Version der Mac-Software. Diese hing mittlerweile auch der Entwicklung der Plattform Twitter um einiges hinterher. Neuere Features wie Listen oder die systemeigenen Retweets wurden vom betagten Tweetie nicht unterstützt. Immer wieder tauchten Gerüchte auf, konkrete Informationen fehlten jedoch.

Am 5. Januar 2011 schließlich vermeldeten die einschlägigen Szeneblogs, dass die Version 2.0 unter dem Namen Twitter for Mac im neuen Mac-AppStore erscheinen werde. Und nur einen Tag später, am Dreikönigstag, war es dann schließlich wirklich so weit. Die freudige Nachricht: Die App ist kostenlos, wie eigentlich entsprechend der Geschäftspolitik des Hauses Twitter auch gar nicht anders zu erwarten war. Leichte Verärgerung bleibt natürlich bei den Käufern der Urversion, die für ihr Geld kaum Unterstützung oder gar Produktinnovation zu Augen bekamen. Twitter for Mac ist schon auf den ersten Blick klar als aufgefrischte Version des bekannten Produkts zu erkennen. Die Oberfläche ist etwas schicker und moderner geworden. Das verbessert zwar das Handling nicht merklich gegenüber dem Vorgänger, jedoch fällt die deutlich schnellere Reaktionsgeschwindigkeit des Programms sofort auf. Klar, dass nun auch alle aktuellen Twitter-Features endlich unterstützt werden.

Twitterer, bei denen die Alterssichtigkeit schon eingesetzt hat – so etwas soll es geben – würden sich sicherlich über klarere Kontraste in der Timeline freuen. Die graue Schrift auf grauem Grund wirkt zwar cool, neigt bei Sehfehlern aber leider leicht zum »zerfließen«. Was man bei Twitter for Mac vergeblich sucht, sind Filtermöglichkeiten, wie sie die komfortable Konkurrenz anbietet. Aber dies würde sicherlich den Prinzipien des Twitter-Managements widersprechen, das sich zunehmend ein Einkommen durch Werbung in der Timeline verspricht. Hier kann man nur auf eine baldige Neuauflage des kostenlosen Tools TweetiePrefs hoffen, das beim Twittern mit dem Vorgänger gute Filterdienste geleistet hat. Erfreulich, dass die nun erschienene Twitter-Software für MacOS zwar auf die bewährte, intuitive Bedienung mit Maus oder Touchpad setzt, die Vielfalt der Kürzel für das Manövrieren per Tastatur dennoch vergrößert wurde. So kann sich jeder Nutzer die Navigationsmethode aussuchen, die er bevorzugt. Bedauerlich ist es dagegen, dass Twitter for Mac einiges der Funktionalität fehlt, die das Schwesterprogramm auf dem iPhone zu bieten hat. So können beispielsweise weder individuelle Login-Daten für Linkverkürzer eingegeben werden, noch versteht sich die Applikation mit Bilderdiensten, die nicht zu den großen sechs der Branche gehören.

Federico Viticci hat in seinem Blog Macstories einen langen, empfehlenswerten Artikel über Twitter for Mac veröffentlicht, und er fasst sehr treffend zusammen:

This app is not perfect, and there’s a huge room for improvement. But right now, Twitter for Mac is my new default client and the best I can find if I want to use Twitter from the desktop.