Männig

RIP, Plastik-MacBook!

Apple-User sind schon ein Völkchen, das einen immer wieder in Erstaunen versetzen kann. Zumindest ein erklecklicher Teil davon. Da wird es beispielsweise gefeiert, dass Apple mit sofortiger Wirkung das preisgünstigste Notebook-Modell ersatzlos aus dem Programm gestrichen hat. Freilich: Preisgünstig ist im Hause Apple stets relativ, denn zuletzt kostete das MacBook mit dem weißen, Unibody genannten Kunststoffgehäuse immerhin fast stolze 1.000 Euro. Dafür erhielt man jedoch ein robustes und vielseitiges Gerät mit guter Grundausstattung.

Das war doch immer nur ein Anhängsel, wissen die Apple-Fans in Kommentaren auf Google+ zu berichten, der war eh nur bestenfalls ein Zweitgerät oder sie stempeln es gleich als Klodeckel und altbacken ab. Und die Marketing-Gehirnwäsche aus Cupertino wirkt offenbar: Die lüdden Airs sind doch auch nich teurer als das alte Weiße, tönt ein Fanboy im Brustton der Überzeugung. Dabei hat er freilich die Rechnung ohne den Wirt gemacht: Natürlich listet Apple das günstigste MacBook Air für 949 Euro. Dafür erhält man jedoch ein Gerät mit Elf-Zoll-Monitor und spärlichen 64 GB Speicherplatz auf der Solid-State-Disk.

Ein vollwertiger Rechner ist dies nach heutigen Maßstäben nicht. Wünscht man einen 13-Zoll-Bildschirm und die 250 GB Plattenplatz, die das bisherige, weiße MacBook bot, dann legt man bereits 1.499 Euro auf den Tisch des Hauses. Zusätzlich müssen für den bislang serienmäßig eingebauten SuperDrive auch noch einmal 79 Euro und für den Ethernet-Adapter 29 Euro als externe Geräte investiert werden, um einen Rechner mit der Ausstattung des bisherigen Einstiegsmodells zu erhalten. Insgesamt entpuppt sich also der neue, angebliche Preisschlager mit einem Aufschlag von über 60 % auf das bisherige Startmodell nicht gerade als Schnäppchen.

Da greift der kühle Rechner dann doch lieber zum schon bewährten und gut ausgestatteten, kleinen MacBook Pro, für das er nur gut 15 % mehr zu berappen hat als für das bisherige, ersatzlos entfallene, weiße Modell. Schade drum, denn als portabler Alltagsrechner für Menschen mit dem Wunsch nach einem stabilen Betriebssystem aber ohne hohe Anforderungen an den Prestigewert eines Computers war das Plastik-MacBook eine vielseitige und solide Lösung. Wenn die Fans der Marke mit dem Apfel es jedoch begrüßen, dass noch halbwegs erschwingliche Produkte zugunsten weit überteuerter aus dem Sortiment genommen werden, dann kann man es dem Management im Silicon Valley auch nicht übel nehmen, wenn es diesem erstaunlichen Wunsch nachkommt.

Showeffekte sind der Mehrzahl der Mac-User offensichtlich wichtiger als robuste Geräte zu erschwinglichen Preisen. Oder zumindest der lauten Minderheit. Eine bedauerliche Entwicklung.