Männig

Das unfreiwillige Mitglied

NN hat dich zur Gruppe XYZ hinzugefügt, vermeldet um 22:45 Uhr fröhlich eine E-Mail von Facebook. Wenige Sekunden später prasseln schon die nächsten E-Mails herein, die mich wissen lassen, welche elementaren Erkenntnisse der eine oder andere in dieser Gruppe gerade gepostet oder geäußert hat. Bei jemandem, der sich sicher war, alle, aber auch wirklich alle E-Mail-Benachrichtigungen von Facebook abgeschaltet zu haben, ruft das schon einige Verwunderung hervor. Man überprüft also die entsprechenden Einstellungen und findet erstaunt einige der E-Mail-Optionen zustimmend angehakt. Aha, da haben also Herrn Zuckerbergs Mitarbeiter wieder einmal die Struktur der einzelnen Optionen geändert und präventiv, natürlich ganz und ausschließlich im Sinne des Nutzers, erst einmal die erforderlichen Zustimmung für diesen vorgenommen. Das verärgert vielleicht etwas, ist aber nicht wirklich etwas Neues.

Mehr Verblüffung kommt dagegen schon auf, dass man so mir nichts, dir nichts von einem anderen Facebook-Mitglied einer Gruppe hinzugefügt werden kann. Aber auch das muss sich ja wohl irgendwo abschalten lassen. Man begibt sich also auf die Suche und findet – nichts. Es sei nicht möglich, findet man schließlich etwas verklausuliert ausgedrückt in der umfangreichen Facebook-Hilfe, das Hinzufügen durch seine Freunde zu einer Gruppe zu bestätigen. Will sagen: Man hat es als Facebook-Kunde schlicht hinzunehmen, dass einen seine Freunde zum Swingerclub Butterfly, der NPD-Jugend Groß-Gerau oder den Alumni des Ikebanakurses der Volkshochschule Otterfing hinzufügen. Immerhin, so tröstet die Facebook-Hilfe, stehe es einem ja frei, die Gruppe jederzeit wieder zu verlassen.

Freunde, so macht man sich in diesem Moment bewusst, das sind im weltweit größten Sozialen Netzwerk Menschen, die so wenig Benehmen haben, dass sie sich bei ihrer Freundschaftsanfrage nicht einmal vorstellen konnten. Freilich, es mag leichtsinnig gewesen sein, aber bevor man lange nachfragte, wer sie denn eigentlich seien, drückte man lieber gutwillig den OK-Button und folgte fürderhin – bisweilen leicht genervt – den manchmal wundersamen Lebensäußerungen wildfremder Menschen auf seiner Neuigkeiten-Seite. Das muss man ja, so predigen uns täglich die Social-Media-Gurus, heute ganz liberal sehen: Freunde auf Facebook oder Twitter, das ist eben nicht wie Freunde im richtigen Leben, die hießen nur zufällig genauso, aber das darf man eben nicht überbewerten. Das geht allerdings nur so lange gut, bis einen einer dieser Freunde ruckzuck und ohne Scheu zum Mitglied der Anonymen Alkoholiker oder des Opelclubs Bochum-Nord macht.

Für mich selbst habe ich beschlossen, dass mir das etwas zu viel der Fremdbestimmung ist und dass ich meine Facebook-Mitgliedschaft daher einstweilen lieber einemal ruhen lasse. Zumindest, bis ich mich wieder etwas beruhigt habe. Also bis übermorgen – oder bis in zwei Jahren. Schau'ma mal.