Männig

Schober: Spam nicht nur für die FDP?

Nicht gerade viele Freunde machten sich die Freien Demokraten, als sie kurz vor der Bundestagswahl an breite Kreise deutscher E-Mail-Adressen eine Abschluss-E-Mail des Bundesvorsitzenden Guido Westerwelle verschicken ließen. Ein Großteil der Adressaten standen der FDP nämlich keineswegs nahe und hatten den den Versand von Partei-Werbe-Mails an ihre Adresse keineswegs zugestimmt. Das Heise-Blatt iX und die Süddeutsche Zeitung berichteten darüber.

Wie die iX-Redakteure recherchierten, hatte die FDP über ihren Werbearm, die „liberal“-Verlag GmbH mit der Aktion die Schober Group, einen größten Adresshändler und Direktmarketing-Dienstleister Deutschlands, betraut. In den Werbemails für die Freidemokraten teilt Schober den Empfängern mit, sie hätten sich für die E-Mail durch Teilnahme an einer der regelmäßigen Lifestyle-Umfragen des Hauses der durch Anmeldung bei einem Kooperationspartner für den Erhalt der FDP-Reklame qualifiziert.

Doch offenbar ist dem nicht in allen Fällen so. Überhaupt scheint es, dass eine E-Mail-Adressen, die einmal im Hause Schober gelandet ist, auch merkwürdige Wege nehmen kann: Am 31. März 2003, vor über sechs Jahren also, habe ich mich im Rahmen einer Datenrecherche bei der Schober Business Information GmbH online als Kunde angemeldet. Wie immer in solchen Fällen habe ich mich mit einer Einmal-E-Mail-Adresse angemeldet, die nur dieses eine Mal eingesetzt wurde.

Neben regelmäßigen Werbemails der Schober-Gruppe selbst, die ich nach einiger Zeit im Opt-Out-Verfahren erfolgreich stoppen konnte, erreichten diese einzigartige E-Mail-Adresse jedoch schon bald auch Werbenachrichten ganz anderer Unternehmen. Der Schwerpunkt der zahlreichen Spam-Mails an die Adresse, die ausschließlich gegenüber Schober von mir bekanntgegeben wurde, lag bei Aktien-Spams in deutscher wie auch englischer Sprache.

Darüber hinaus bot mir jedoch unter anderem auch ein dubioses ukrainisches Unternehmen an, seine deutsche Repräsentanz zu übernehmen, oder ein nur sehr bedingt seriöses Online-Kasino warb für seine Dienste. Alle Werbemails kamen von ständig unterschiedlichen Absendern und stets von einschlägigen oder nur kurzfristig geöffneten Spam-Relays. Aufgrund eines hohen Standards der Datensicherheit ist es nahezu auszuschließen, dass diese Einmal-E-Mail-Adresse auf meinen eigenen Geräten oder aus meinem Netzwerk heraus von Dritten abgegriffen wurde. Als seit 20 Jahren aktiver E-Mail-Nutzer ist dies jedenfalls bisher noch niemandem gelungen.

Sollte es wirklich so sein, dass Daten, die der Schober Group überlassen werden, schon auch einmal in dunklen Kanälen versickern können? Eigentlich sollte dies kaum vorstellbar sein, denn schließlich betreibt die Schober Group für den honorigen Branchenverband DDV auch die Mutter aller Robinsonlisten, in die man sich eintragen lassen kann, wenn man eben keine Werbung von Unternehmen aller Art erhalten möchten. Sollten in einem Unternehmen, dem vom bedeutendsten Branchenverband solches Vertrauen entgegengebracht wird, Daten unkontrolliert verschwinden oder ohne Einwilligung an andere Personen oder Unternehmen weiterfließen, dann wäre dies schon mehr als bedenklich.

Gern hätte ich über dieser Thema mit der Datenschutzbeauftragten der Schober Group gesprochen oder ihr zumindest eine E-Mail mit der Bitte um Aufklärung geschrieben. Doch am Dialog scheint dem Dialogmarketing-Unternehmen nicht zu viel gelegen zu sein: Auf der entsprechenden Seite des Schober-Internetauftritts gibt man lediglich die Postadresse und eine Faxnummer an. Fax ... Erinnert sich noch jemand?