Nun sind sie also da, die lang ersehnten Seiten bei Google+. Endlich sollen sich auch Unternehmen und Projekte auf dieser Social-Media-Plattform darstellen können. Das führt zwar den Begriff sozial ad absurdum, der gemäß Brockhaus gesellschaftlich, die menschliche Gesellschaft und ihr (geregeltes) Zusammenleben betreffend bedeutet, aber spätestens seit Facebook weiß der User: Erst Reklame macht das Onlineleben lebenswert, und ohne Interaktion mit Brands wäre menschliche Kommunikation schlicht undenkbar.
Da Netzwerke wie Google+ naturgemäß primär von Freiberuflern, Kleingewerbetreibenden und sonstigen neuzeitlichen Tagelöhnern bevölkert sind, sprießen sie nun also wie Pilze aus dem Boden, die Google+-Seiten. Dies könnten Freunde und Konkurrenten, die sich auf der gleichen Plattform tummeln, trefflich ignorieren, wäre da nicht eine typische Krankheit der Onliner: Der gefürchtete Klickzwang. Nachdem nämlich der frischgebackene Seiteninhaber gerade einmal einen Namen für diese eingetragen und bestenfalls noch ein Profilbild hochgeladen hat, fordert Google ihn schon auf: Machen Sie auf sich aufmerksam! Wie erfährt die Welt, dass Sie eine neue Seite haben? Indem Sie es ihr sagen. Erzählen Sie Ihren Kreisen von Ihrer neuen Seite. Der Button Auf Google+ teilen ist schnell geklickt, natürlich, bevor man ganz unten das unscheinbare Sätzchen Sie können das auch später jederzeit tun wahrgenommen hat. Den Nutzungsbedingungen hat man ja schließlich auch zugestimmt, ohne sie je gelesen zu haben.
Und so präsentieren sie also heute alle stolz ihre neuen Google+-Seiten im Stream ihrer Kreise oder der gesamten Öffentlichkeit, die Marketingexperten und die Social-Media-Consultants, die Werbefachleute und die Online-Coaches. Seiten, die selten mehr enthalten, als einen Avatar und einen Link zu ihrer eigenen Homepage. Bestenfalls findet man einen Eintrag, in dem die Freude ausgedrückt wird, jetzt auch dabei zu sein. Aber wozu? Mit welchem Mehrwert für das eigene Unternehmen und das eigene Projekt? Und vor allem mit welchem Mehrwert für die potentiellen Besucher der neuen Google+-Seite? Schon werden den Nutzern zwar Belohnungen für das Einkreisen einer Seite versprochen, die Frage nach der konkreten Art dieser Belohnung bleibt jedoch leider unbeantwortet. Ein Konzept, was auf der Seite denn wirklich geschehen soll, ist bislang noch in den seltensten Fällen auch nur ansatzweise erkennbar.
So, liebe Onlinemarketer, Social-Media-Berater und sonstige webbasierte Einzelkämpfer, wird das nix. Ein weiterer Kanal, auf dem sich de facto nichts abspielt oder mit dem wie schon auf Twitter, Facebook und sonstwo auf neue Blogeinträge hingewiesen wird? Darauf hat keiner eurer Online-Freunde und schon gar keiner eurer Kunden gewartet. Das, was 98 Prozent der Google+-Seiten bis jetzt bieten, taugt bestenfalls als exquisites Beispiel einer Online-Blamage. Aber klar: Auch so etwas muss man seinen potentiellen Kunden ja zeigen können.
Doris Schuppe
;) Sehr wahr! Daher weise ich immer wieder – wie bereits bei den ersten persönlichen Google+ Profilen – darauf hin, den Text im Google+ Reiter “About” auszufüllen. Eigentlich kann das ja nicht so schwer sein. Sehr peinlich sind die Ankündigungen von G+ Pages mit dem Satz, man wisse noch nicht wozu es gut sein soll. Dann lieber lassen. Vielleicht erst noch mal nachdenken. Bei gplus.to/DoSchu.Com finden Besucher ein ausgefülltes Profil, Links zur Vernetzung und ein paar Updates, die erklären wie die G+ Pages sich vom persönlichen G+ Profil unterscheiden mit Tipps. Geht doch, oder?
Tanne Baum
Ja, ich bin eine genervte Userin, klicke wie in einem Tourette-Anfall “Diesen Beitrag ignorieren” und bringe es auf den Punkt:
Back to the Sandkasten!
Jens Best
Hab mir mal eine Fanpage auf MySpace angelegt.
….und gleich mal ein neues Element meinem Beratungs-Dienstleistung-Portfolio-Infosheet hinzugefügt:
Anticyclical Social Media Marketing
In Anspielung auf ein bekanntes deutsches Fußballzitat wird der erste Slide sagen:
After the REALLY last user has gone,
the NEXT first user is about to enter.
Be really there, be pre-first.
;)
Frank
Moin Jens, fühle mich ertappt.
Vermute mal, dass es daran liegt, es ist neu, man (ich auch) möchte von Anfang an dabei sein.
Zumindest mir geht es noch so, dass ich noch nicht wirklich weiß, was am Besten taugt bzw. welche Plattformen wie optimal zu nutzen sind.
Bei Google+ fühle ich persönlich mich wohler als bspw. bei Facebook. Aber irgendwie ohne FB geht auch nicht wirklich.
Twitter ist sowieso klar; das gehört zum Leben.
Also bei mir dauert so was manchmal einige Zeit, bis das dann im Kopf klar strukturiert ist.