Es wird was getan für die Umwelt. In die kleine Nebenstraße, auf der Tempo 30 gilt, wurde für vor einigen Jahren für nicht unerhebliches Geld ein Radweg eingebaut. Schließlich will die Stadt ja den Radverkehr fördern. Dass im Zuge des Umbaus der Gehweg verschmälert werden musste, war wohl unausweichlich. Ohne den Radweg zu betreten, können jetzt zwei Menschen, die sich begegnen, nicht mehr aneinander vorbei gehen. An einzelnen Stellen ist der Gehweg sogar weniger als 60 Zentimeter breit.
Aber das macht nichts, denn an drei Tagen in der Woche dient der Gehweg ohnehin als Abstellplatz für die blaue, schwarze oder braune Mülltonne – je nach Wochentag. Heute ist der Biomüll dran, wie sich auch an der Duftnote in der kleinen Straße leicht feststellen lässt. Freilich könnten die Bewohner der typischen Ein- und Zweifamilienhäuser ihre organischen Abfälle in den Gärten problemlos selbst kompostieren. Das sieht aber der Abfallwirtschaftsplan nicht vor.
Lieber stellt man den Bürgern eine weitere, riesige Plastikmülltonne auf Rädern vor die Tür und verkompostiert industriell im Eilverfahren in der weithin stinkenden Großdeponie. Die Mülltonnenhäuschen der Siedlung, einst errichtet für eine einzige der früheren Systemmülltonnen mit 70 oder 110 Liter Inhalt, sind längst verweist. Heute brauchen die nicht selten weniger gewordenen Bewohner des gleichen Einfamilienhauses drei verschiedene Tonnen zu je mindestens 120 Liter, die in aller Regel auch gut gefüllt werden.
Die älteren Anwohner der Straße gehen übrigens kaum noch zu Fuß wie früher. Man fühle sich zu bedrängt zwischen Gartenzäunen, Mülltonnen und Radfahrern, meinen sie. Lieber nehmen sie heute auch für kurze Strecken das Auto. Oft aber nur den Golf, der als Zweitwagen vorgehalten wird, nicht den großen Mercedes, denn man muss ja heute etwas tun für die Umwelt.
Irene
Herrje, das ist ja in München.
Vielleicht mal einen großen Eimer Farbe kaufen und den Radweg in einer nachbarschaftlichen Aktion auf die Straße verlegen? (Hm, das ist ja eigentlich eine alte Phantasie von mir, die sich auf eine Problemzone hier um die Ecke bezieht. Wenn man nämlich vom Alten Friedhof in die Zieblandstraße geht, kann man nicht direkt die Straße überqueren, weil da ein Parkplatz ist. Der müsste eigentlich weg.)
Harald Link
Etwas mehr Gelassenheit schadet nicht – vor allem nicht im Straßenverkehr. Denke ich mir jedenfalls immer, wenn ich in Italien war und dann nach Deutschland zurückkomme. Trotz (für unser Empfinden) Chaos und Anarchie – und deutlich weniger Straßenschildern – nehmen die Verkehrsteilnehmer im Süden Rücksicht aufeinander. Für den hier gezeigten konkreten Fall würde ich vorschlagen: alles auf ein Niveau absenken, die gesamte Fläche für alle freigeben. Bei Tempo 30 funktioniert das. Und allzu viel los zu sein scheint in der Gasse ja ohnehin nicht, von den Mülltonnen mal abgesehen.
Irene
Ja, das wäre eine gute Lösung, aber irgendwer macht es offenbar gern komplizierter. Oder halt so wie immer. Für das dichte Münchner Radwegenetz gab es ja lange viel Lob, vielleicht meinen einige, dass man genau so weiter machen muss.
Irene
Hier noch ein Mülltrennungs-Eintrag :-)
http://avi.antville.org/stories/2061608/