Noch über ein Vierteljahr bis zum Beginn des Münchner Oktoberfests, und schon geht das Gejammer wieder los: Bis zu 9,20 Euro soll die Wiesnmaß in diesem Jahr kosten, so vermeldet die Phalanx der Medien heute wieder einmal. Wie in jedem Jahr, wenn die stets steigenden Bierpreise auf dem größte Volksfest der Welt verkündet werden, ist das Entsetzen groß. Kann sich der Normalbürger das überhaupt noch leisten, so fragen die Zeitungen und Radiosender in ihren Call-in-Sendungen mit voraussehbarer Regelmäßigkeit.
Drei Monate später dann ein anderer Dauerbrenner: Täglich berichten die lokalen Radiosender, dass die Wiesnzelte wegen Überfüllung bereits geschlossen sind. Auf der Abschlusspressekonferenz wird stolz verkündet, dass die Zahl der Oktoberfestbesucher wieder knapp an die Sechs-Millionen-Schwelle herangereicht habe, die immerhin an die sieben Millionen Liter Bier genossen hätten. Von den Bierpreisen ist dann längst keine Rede mehr. Denn abermals hat sich gezeigt: Der Preis für die Maß Bier auf der Münchner Theresienwiese ist keinesfalls zu hoch, nein, er ist mit Sicherheit marktgerecht. Denn überfüllt ist der Festplatz zu immer größeren Teilen der Öffnungszeiten. Immer weniger kann die Wiesn den Ansturm der vielen Menschen bewältigen, die offenbar genau das wollen, was die Festwirte ihnen bieten: Einen Liter Bier für inzwischen zehn Euro einschließlich Trinkgeld.
Wer es günstiger haben will, kauft sich Bier zum Literpreis von 56 Cent beim Discounter oder tut das, was immerhin knapp ein Zehntel der Oktoberfestbesucher tun: Er macht einen netten oder auch etwas gedrängten Spaziergang über die Wiesn und konsumiert schlicht nichts. Das hält den Geldbeutel gut gefüllt. Die alljährliche Larmoyanzrunde über den Preis der Wiesnmaß sollten wir uns allerdings sparen. Denn der ist, das zeigt das Verhalten der fröhlich-ausgelassenen Oktoberfestbesucher, offenbar ganz genau richtig.