Das Staatliche Hofbräuhaus in München hat eine traditionsreiche Geschichte. Im Jahr 1589 wurde es vom Bayerischen Herzog Wilhelm V., der auch der Fromme genannt wurde, gegründet. Wie schon sein Vater Albrecht V. war Wilhelm ein großer Föderer der Künste und er katholischen Kirche, was den Finanzen seines überschaubaren Herzogtums auf Dauer ziemlich zusetzte. Auf seiner Suche nach Einsparungsmöglichkeiten kam Wilhelm eine treffliche Idee: Bei Hofe war man stets durstig, und bislang war Bier der geforderten Qualität für das höfische Personal zumeist aus dem 550 km entfernten Einbeck importiert worden. Wilhelm ordnete an, ein Hofbräuhaus zu gründen, um den zwingenden Bedarf an diesem elementaren Grundnahrungsmittel fürderhin selbst decken zu können.
Schon gut 250 Jahre später schien der Durst am Bayerischen Hofe nicht mehr ganz so groß zu sein. Maximilian II., der König von Bayern, den man noch heute trefflich mit der Tram umrunden kann, übergab das Hofbräuhaus in die Obhut des Bayerischen Staates. Und dort befindet es sich noch heute: Neben der weit älteren Bayerischen Staatsbrauerei Weihenstephan zu Freising ist das Staatliche Hofbräuhaus in München die zweite Brauerei, die heute als Eigenbetrieb des Freistaates Bayern geführt wird. Wie alle Staatsbetriebe ist das Hofbräuhaus dem Bayerischen Finanzministerium angegliedert und damit dem Staatsminister der Finanzen, Dr. Markus Söder, unterstellt.
Klar, dass an ein derart offiziöses Unternehmen besondere Ansprüche gestellt werden. Und so bürgen nicht nur die Getränke, die draußen in der modernen Bierfabrik zwischen Autobahn und Containerbahnhof hergestellt werden, für Qualität. Nein, selbst die Werbung der Staatsbrauerei mit dem klassichen HB im blauen Oval stellt sich in jüngster Zeit ganz besonderen, ethischen Herausforderungen. Man möchte dem Kunden nicht mehr versprechen, als man tatsächlich zu leisten bereit und fähig ist, ihm nichts vortäuschen, was er am Ende nicht auch tatsächlich erhält.
Und so ist die Marketingabteilung der Hofbräu München seit einiger Zeit dazu übergegangen, in ihren Werbeanzeigen, auf Großflächenplakaten, Webseiten und in Flyern nur noch Biergläser abzubilden, die zwar frisch gezapft, jedoch nur bis deutlich unter den Eichstrich gefüllt sind. Genau so, wie es die Münchner und die Touristen in der bayerischen Landeshauptstadt seit ewigen Zeiten gewöhnt sind. Ob im Biergarten, auf dem Oktoberfest oder in der Massengastronomie in der Innenstadt: Eine Halbe, ein Radler oder ein Weißbier vom Fass darf niemals mehr Inhalt haben als 0,4 Liter, eine Maß kaum mehr als acht Zehntel.
Danke, lieber Staatsminister Dr. Markus Söder, danke, geschätzter Brauereidirektor Dr. Michael Möller und danke, verehrte Hofbräu-Marketingleitung! Sie zeigen uns Biertrinkern schon in Ihrer Reklame klar, offen und ehrlich, was wir vom Freistaat Bayern und seinem Staatlichen Hofbräuhaus erwarten dürfen: A schlecht Eigschenkts, gleich, wie hoch die Preise für eine Maß oder eine Halbe auch sein mögen. Denn das hat seit Jahrhunderten Tradition im Freistaat.
Stefan Hempl
Lieber Herr Männig,
wenn Sie die Zeitungsnachrichten verfolgen, wovon ich bei Ihnen als Journalisten ausgehe, dann können Sie dort nachlesen, dass im Hofbräu-Festzelt die Maßkrüge Jahr für Jahr bei den am besten eingeschenkten Krügen rangieren. Unser Wirt, Herr Steinberg war denjenige, der Schänken zum Nachfüllen nicht ausreichend gefüllter Bierkrüge initiiert hat. Der Verein gegen betrügerisches Einschenken hat seinen Stammtisch im Hofbräuhaus. Das wollte ich Ihnen nur mitteilen, damit sich neben Ihrer persönlichen Meinung auch ein paar Fakten auf Ihrer Seite wiederfinden…
Jens Arne Männig
Ohne Frage: Der Ricky ist einer von den Guten. Die Werbeidee, nur bis deutlich unter den Eichstrich gefüllte Isarseidel und sonstige Gläser abzubilden, ist mir dennoch nicht ganz eingängig. Und warum Sie davon ausgehen, ich sei Journalist, ebenso wenig.