Jeder, der hin und wieder etwas ins Netz schreibt, kennt das: Man ringt sich mehr oder weniger komplexe Gedanken aus den Gehirnwindungen, tippt sie in die Tastatur, liest das Geschriebene auf dem Bildschirm und korrigiert, verbessert und redigiert es wieder und wieder. Und irgendwann sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr und veröffentlicht den Text mit groben oder auch nur belustigenden Fehlern, die man dann erst mit einer oder zwei Stunden Distanz beim nochmaligen Lesen des Elaborats auf der eigenen Webseite entdeckt.
Da freut man sich natürlich, dass es selbst ausgebufften Profis genauso geht. Den großen Verlagen wie der Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH beispielsweise, den Mediengiganten also, die nicht nur über professionelle Journalisten, sondern auch über Redaktionsassistentinnen, Chefs vom Dienst, Lektoren und einen Riesentross weiterer Mitarbeiter verfügen, die sicher stellen, dass sie fortwährend hundertprozentig zuverlässigen Qualitätscontent liefern, der sogar den Anspruch auf ein eigenes Leistungsschutzrecht zu rechtfertigen vermag. Und doch spülte der Zufall heute folgendes Fundstück in die Feedreader:
Anti-Korruptions-Bekämpferin? Sylvia Schenk, Mitglied des Vorstandes der deutschen Abteilung von Transparency International und sogar einige Jahre dessen Vorsitzende, bekämpft also die Korruptionsgegner? Nanu! Grund genug, sich den Artikel einmal im Detail anzuschauen. Und siehe:
Schon vier Stunden später ist aus der Kämpferin gegen die Korruptionsgegner eine Kämpferin gegen die Korruption geworden. Es steht zu vermuten, dass sich Frau Schenk mit dieser Bezeichnung schon viel wohler fühlt. Und wir freuen uns, dass auch bei den Großen wie der FAZ nur mit Wasser gekocht wird und auch dort ähnlich alberne Fehler passieren wie bei uns, die erst korrigiert werden, wenn das Ding längst live gegangen ist.