Bildstöcke, Wegkreuze, Marterl: Seit Jahrhunderten zeigen sich Volksfrömmigkeit, spirituelle Orientierung und philosophisches Wertesystem der Menschen in kleinen Denkmälern und Andachtsstätten, die am Wegesrand errichtet werden und die den Passanten zum Innehalten einladen. Doch wie sehr sich Weltanschauung und geistiger Fokus gerade in den letzten einhundert Jahren verändert haben, das ruft dem aufmerksamen Betrachter ein Rundgang durch ein x-beliebiges Dorf in Oberbayern ins Bewusstsein. Dort laden, nur wenige Meter voneinander entfernt, die folgenden Kleindenkmäler zu Sammlung und Erbauung ein:
Benedikt Hotze
Der Leidensmann zeigt klar expressive Züge, somit geht die Datierung “1920” durchaus in Ordnung – wobei zwischen Expression und Expressionismus wohl noch ein paar weitere Blaue Reiter unterwegs sind. Die unentschlossene Auf-und-Ab-Typo des CSU-Kastens (ebendort oben im Bild) verweist noch auf die Zaghaftigkeit dieser Bewegung, äh, dieser Partei in ihren Nachkriegsjahren vor Strauß, somit erscheint auch diese zeitliche Zuordnung plausibel. Doch das mit den Hundekottütchen ist ja wohl Science-Fiction: Die stammen nämlich gar nicht aus Oberbayern, sondern werden ausweislich ihrer Telefon-Vorwahl aus so illustren Orten wie Pünderich, Pracht oder Niederwerth verschickt.