Maximilian Maurer ist Pressesprecher des ADAC und darf sich daher schon von Berufs wegen für keine Peinlichkeit zu schade sein. Seine Aufgabe fordert von ihm, nach freier Fahrt für freie Bürger zu verlangen, nach der Subventionierung von Kraftstoff aus Steuergeldern und nach der autogerechten Asphaltierung selbst des letzten Zipfelchens der Republik. Daneben gilt es im Vorfeld jedes Feiertags gebetsmühlenartig vor Staus zu warnen, die freilich durch niemand anderen verursacht werden, als durch die Anhänger von Maurers als Verein firmierendem Dienstleistungs- und Lobbykonzerns selbst.

Dass nichts anderes auf die Straße gehört als Autos und vielleicht noch Motorräder, das hat Maurer in seiner Funktion als Sprachrohr des gelben Molochs mit den zig Tochtergesellschaften schon des Öfteren klar gemacht. Nun aber muss er zu anderen Mitteln greifen, sieht sich doch die ADAC-Klientel in ihren designbedingt immer unübersichtlichern Blechkisten einer völlig neuen Gefahr gegenüber: Fahrräder mit elektrischem Hilfsmotor bedrohen seit neuestem die Selbstentfaltung des deutschen Automobilisten. E-Bikes erobern die Radwege lautet der Titel eines jüngst in der Wirtschaftswoche und dann auch unter anderer Überschrift in der Zeit erschienenen Artikels. In diesem meldet sich der ADAC-Sprecher wie folgt zu Wort:

Der ADAC sieht die Entwicklung deswegen auch mit zwiespältigen Gefühlen. „Da kommt nun eine ganz andere Schicht von Menschen auf die Radwege“, sagt für den Club Maximilian Maurer. Die Autofahrer seien nicht darauf eingestellt, Radfahrern zu begegnen, die Geschwindigkeiten erreichen und halten können, die ihnen bislang keiner zugetraut hätte. „Ob sich das zu einem Massenproblem entwickelt, muss man abwarten“, so Maurer. Bis zu Forderungen nach Führerschein oder Geschwindigkeitsbegrenzungen müsse man erst die Unfallzahlen abwarten.

Eine interessante Rechtsauffassung: Es ist das Grundrecht eines Autofahrers, mit etwas nicht zu rechnen. Dem durchschnittlichen ADAC-Kunden ist es nicht zuzumuten, sich auf die Gegebenheiten des Verkehrs einzurichten, vielmehr müssen anderen Verkehrsteilnehmern Beschränkungen in dem Maße auferlegt werden, dass die geistigen Kapazitäten des Autofahrers mit gelbem Aufkleber an der Frontscheibe nicht überschritten werden. Bildet sich die Klientel des Herrn Maurer nun mal ein, dass ein Fahrradfahrer eine Geschwindigkeit von 12 bis 15 km/h nicht überschreiten könne, dann hat der Gesetzgeber dafür zu sorgen, dass dies auch in der Realität nicht geschehen kann.

Das Problem, so Maurer, liegt nicht am unachtsamen Autofahrer, vielmehr gilt es, dafür zu Sorgen, dass sich der Pkw-Lenker auch fürderhin durch den Verkehr bewegen kann, ohne auf andere Verkehrsteilnehmer, insbesondere solche mit anderen Verkehrsmitteln, zu achten. Immerhin: Der ADAC fordert derzeit noch keine elektronische Abriegelung der Höchstgeschwindigkeit von Fahrrädern oder ebensolche Fußfesseln, die es dem Fahrradfahrer gar nicht erst erlauben würden, sich auch auf der Fahrbahn fortzubewegen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.

Freilich, die selbsternannten Gelben Engel haben jahrzehntelang dafür gesorgt, dass das Fahrradfahren auf von der Fahrbahn entkoppelten, engen und unsicheren Radwegen so unattraktiv und gefährlich wie möglich gemacht wird. Dennoch, lieber Maximilian Maurer, kann selbst ein unmotorisierter Fahrradfahrer leicht Geschwindigkeiten erreichen, von denen die Klientel des ADAC im Stadtverkehr nur träumen kann. Es ist allerdings davon auszugehen, dass die Motorwelt ihre Leser auch bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag nicht auf diesen Sachverhalt hinweisen wird.