Männig

Percy Burn Viaduct

Während ich den vorigen Blogeintrag über die Eisenbahn-Erforschungssonde schrieb, erinnerte ich mich an eine Wanderung im Dezember 1993 am fast südlichsten Ende Neuseelands. Dort, an der Südküste des Fjordlands, so hatte ich gelesen, sollten sich Reste einer alten logging tramway befinden, einer Bahnstrecke also, die einst zum Abtransport von Baumstämmen gebaut worden war, die als Nutzholz gehandelt wurden. Mit dem Auto war auf einer unbefestigten Straße Port Craig zu erreichen, eine Ortschaft, von der als einziges Gebäude noch das alte Schulhaus erhalten war. Nicht weit von dort begann die alte Bahnstrecke, die an Geländeeinschnitten und Aufschüttungen, aber oft auch noch anhand der Bahnschwellen leicht zu entdecken war. Seit Jahrzehnten hatten jedoch mehr und mehr Buschwerk und Bäume die Bahnanlage zurück erobert, so dass man sich bisweilen etwas durchs Unterholz kämpfen musste.

Die Bahnstrecke war um das Jahr 1923 gebaut worden. Fünf Jahre später wurde sie jedoch schon wieder stillgelegt, da sich die Ernte der Urwaldbäume in der abgelegenen Region wohl doch nicht wirtschaftlich rechnete. Die wertvollen Stahlgleise baute man zum größten Teil gleich wieder ab. Der beeindruckendste Teil der Strecke blieb jedoch bis in die heutige Zeit erhalten: Vier hölzerne Eisenbahnviadukte, die die Täler tief eingeschnittener Bachläufe, hier burns genannt, überbrücken. Nach einem halben Tag Fußmarsch war schließlich auch die größte der vier Brücken, das Percy Burn Viaduct, erreicht. Das beeindruckende Bauwerk wird von verschiedenen Quellen als weltweit größte erhaltene Holzbrücke geführt. Mit 125 Metern Länge und 35 Metern Höhe hat die Hartholzkonstruktion auch in der Tat imposante Ausmaße. Einige Eindrücke vermitteln die folgenden, kommentierten Fotos, die als Scans alter Papierbilder jedoch leider von mäßiger Qualität sind.

Hinweis: Das Navigieren zwischen den Bildern ist am einfachsten mit den Pfeiltasten rechts/links.

In den Jahren nach meinem Besuch dort wurde das Percy Burn Viaduct offenbar noch einmal notdürftig instandgesetzt. Neuere Bilder zeigen, dass die Gehbahn verbreitert und durch ein zweites Geländer ergänzt wurde. Im Luftbild auf Google Maps ist darüber hinaus die Übernachtungshütte für Wanderer zu erkennen, die in der Zwischenzeit an der Ostseite der Brücke, im Rahmen der Erschließung der alten Bahnstrecke als Wanderweg, gebaut wurde. Doch trotz der heutigen touristischen Nutzung scheinen die Tage des 90 Jahre alten Percy Burn Viaducts gezählt zu sein. Im Dezember des vergangenen Jahres berichteten neuseeländische Medien, dass weitere Mittel für die Instandhaltung des historischen Ingenieurbaus nicht mehr bereitgestellt werden sollen. Wer also Interesse an diesem ebenso abgelegenen wie faszinierenden Bauwerk hat, sollte es lieber heute als morgen besuchen.