Fahrradverleihsysteme sind eine praktische Sache, wenn man öfter in fremden Städten unterwegs ist. Werden noch dazu häufig unterschiedliche Städte in Deutschland besucht, kommt man um Call a Bike, das Mietfahrradsystem der Deutschen Bahn, kaum herum. Leider gehört jedoch ausgerechnet Call a Bike nicht zu den günstigsten Anbietern seiner Art. Acht Cent sind für jede angefangene Minute der Ausleihzeit zu berappen. Greift man einmal jährlich tief in die Tasche, dann kann man jedoch auch eine Vertragsoption erwerben, bei der für jeweils die erste halbe Stunde der Mietzeit keine weiteren Gebühren anfallen.
Durch Zufall bin ich jetzt auf das Fahrradverleihsystem Konrad gestoßen, das seit Frühjahr 2012 in Kassel existiert. Nach der kostenlosen Registrierung mietet man bei Konrad zum Betrag von 50 Cent je angefangene 30 Minuten. Für diesen überschaubaren Preis erhält man in Kassel ein solides Alltagsrad des Schweizer Herstellers Simpel.ch, das mit der interessanten, stufenlos schaltenden NuVinci-Nabe ausgestattet ist.
Und selbst, wenn man die Nordhessen-Metropole gar nicht besuchen will, hat die Sache ihren Reiz: Hinter Konrad steckt nämlich auch wieder die Deutsche Bahn, diesmal gemeinsam mit den regionalen und örtlichen Verkehrsbetrieben. Konrad ist deshalb kompatibel zu Call a Bike. Das bedeutet, dass man als Konrad-Kunde auch die silber-roten Räder der Bahn in jeder anderen Stadt ausleihen kann – und das auch noch zum fast immer günstigeren Tarif von 50 Cent pro halber Stunde. Obendrein steht einem zu gleichen Konditionen noch die Flotte von Stadtrad Hamburg zur Verfügung. Die Konrad-Smartphone-Apps zeigen ebenfalls in allen Städten verfügbare Mieträder und deren Standorte problemlos an.
Die Angebote noch einmal im Detail:
pro 30 Minuten | 0,50 [1] | 2,40 [2] |
pro Tag maximal | 10,00 | 15,00 [3] |
Anmeldegebühr | 0,00 [4] | 0,00 [5] |
Telefonkontakt | Festnetz | 0700 [6] |
Smartphone-Apps | iPhone, Android | iPhone, Android |
Alle Preise in Euro
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Ergänzung am 27. Januar 2013: Mit Beginn des Jahres 2013 hat die DB Rent GmbH auch den Betrieb des Konrad-Systems übernommen. Die Preise sind gleich geblieben, allerdings wird jetzt im Stundentakt (statt wie vorher im 30-Minuten-Takt abgerechnet. Eine Stunde kostet nun also einen Euro. ↩
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Minutengenaue Abrechnung zu 8 Cent pro Minute. Bei Wahl des Pauschaltarifs (Jahresgebühr 36 Euro mit BahnCard/48 Euro ohne BahnCard) werden die ersten 30 Minuten nicht in Rechnung gestellt. In Stuttgart sind die ersten 30 Minuten stets ohne Berechnung. ↩
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Ist der Kunde Inhaber einer gültigen BahnCard, so reduziert sich der maximale Tagespreis auf 9,00 Euro. ↩
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Anmeldung online oder am Terminal kostenlos, bei Anmeldung per Telefon werden 3,00 Euro in Rechnung gestellt, die jedoch als Fahrguthaben gutgeschrieben werden. ↩
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Online-Anmeldung kostenlos, telefonische Anmeldung 5,00 Euro. ↩
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Preise aus dem deutschen Festnetz: Montag bis Freitag 9 bis 18 Uhr 12,6 Cent pro Minute, sonst 6,3 Cent pro Minute (Telekom). Preise aus den Mobilnetzen i. d. R. höher. ↩
ad
Konrad steht vor dem Aus. Siehe u.a. folgende Petition:
https://www.openpetition.de/petition/online/fuer-den-erhalt-des-konrad-fahrrad-sharingsystems-in-kassel
Jens Arne Männig
Ich glaube, du dramatisierst hier etwas. So stellt sich die Sache für mich dar: Am 27. August hat der Kasseler Stadtkämmerer seinen Haushaltsentwurf für das Jahr 2013 vorgelegt, der keine städtische Fördermittel für das Radverleihsystem mehr vorsieht. Dieser Entwurf wird in den kommenden Monaten im Stadtrat und in den Ausschüssen verhandelt und gegebenenfalls abgeändert oder ergänzt. Planmäßig soll der neue Haushalt dann am 10. Dezember verabschiedet werden.
Die Stadt Kassel ist der rechtliche Träger von Konrad, die DB Rent GmbH ist der operative Partner. Wenn die Stadt künftig kein Geld mehr zuschießen will, dann stehen verschiedene neue Möglichkeiten der Finanzierung offen. Natürlich ist es auch nicht zwangsläufig gegeben oder gar sinnvoll, dass die Stadt Konrad als organisatorische Abteilung ohne eigene Rechtspersönlichkeit fortführt. Sinnvoll war dies allerdings bisher, nicht zuletzt um die 1,4 Millionen Euro Fördermittel des Bundes bewilligt zu bekommen, die in das Projekt eingeflossen sind.
Wie und in welcher Rechtsform auch immer Konrad fortgeführt werden wird: Von einem Aus kann hier derzeit keine Rede sein. Ob die 24-jährige Studentin, die jetzt den Shitstorm in bewährter Form einer Online-Petition angezettelt hat, das nicht verstanden hat oder ob es ihr primär um ihre Eigenpromotion geht, ist mir nicht bekannt. So oder so: Eine dauerhafte Garantie für die oben beschriebene Preisstruktur gibt es natürlich nicht. Aber warum sollte man nicht den eindeutigen Preisvorteil mitnehmen, so lange er existiert?
ad
Argh. Nicht schon wieder “Shitstorm” – das ist für mich das Unwort des Jahres.
Aus welchem Grund die Dame auch immer die Petition gestartet hat – wie ich meine Heimatstadt kenne, bleibe ich bei meiner Prognose.
Zu meiner Studienzeit hätte ich gern 3 EUR für das Projekt dazu gegeben, aber das scheint nicht jeder Studen so zu sehen.
Noch’n Link gefällig?
http://www.hna.de/nachrichten/stadt-kassel/kassel/interview-studentin-petition-erhalt-konrad-initiiert-2484609.html
Jens Arne Männig
Ich setze eine 50-Euro-iTunes-Karte darauf, dass Konrad nach der Winterpause spätestens am 1. Juni 2014 wieder startet – wenn auch vielleicht unter anderem Namen. Hältst du dagegen?
ad
2014? Du meinst sicher 2013.
Wie dem auch sei – nein, ich wette nicht. Aber Danke für das Angebot. Die 50 EUR hätte ich gut gebrauchen können. ;)