E-Books könnten gedruckte Bücher niemals ersetzen, so ist von Freunden klassischer Druckwerke oft zu lesen, die Qualität gebundenenen Papiers sei eben unvergleichlich und obendrein könne kein seelenloses, elektronisches Gerät an das haptische Erlebnis eines Buches heranreichen. Um diese immer wieder vorgetragenen Aussagen zu verifizieren, liegt nichts näher, als eines der eigenen Lieblingsbücher wieder einmal aus dem Regal zu ziehen.
Robert M. Pirsigs Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten als Taschenbuch. Richtiger wäre es, zu sagen, dass es sich einst um ein Taschenbuch handelte. Denn wie schon von außen leicht zu sehen ist, hat sich das gute Stück trotz der guten Behandlung, die Lieblingsbücher nun einmal erfahren, längst in seine Einzelteile aufgelöst. Der Kenner sieht sofort am kleinen Rückenaufdruck: Das Buch hat einst 7,80 Mark gekostet. Heute, 35 Jahre später, sind für das gleiche Taschenbuch, das immer noch im selben Verlag erscheint, 9,95 Euro zu berappen.
Das Impressum zeigt: Es handelt sich um die deutsche Erstauflage vom April 1978. Das Buch ist im Fischer Taschenbuch Verlag, einem Unternehmen der Holtzbrinck-Gruppe erschienen. Für die Herstellung zeichnete die inzwischen längst geschlossene Hanseatische Druckanstalt verantwortlich, die ebenfalls zu Holtzbrinck gehörte. Im Detail der Impressumseite zeigt sich das stark gealterte, verfärbte, sowie rau und brüchig gewordene Papier der Innenseiten.
Bei aufgeschlagenem Einband wird klar: Dieses Buch ist nicht zerrissen, sondern die einzelnen Seiten sind aufgrund ihrer gealterten Struktur schlicht gebrochen, und der Verfall der einzelnen Seiten setzt sich weiter fort. Die Verfärbungen zeigen sich insbesondere an den Rändern besonders intensiv, wo die natürliches Luftfeuchtigkeit des Raumes angreifen konnte.
Auf einer wahllos aufgeschlagenen Doppelseite in der Buchmitte zeigt sich, dass die Seiten auch hier bis weit in Richtung Buchrücken verfärbt sind. Die einzelnen Blätter wirken selbst an dieser Stelle, die klimatischen Einflüssen herzlich wenig ausgesetzt war, noch oberflächlich zerklüftet, trocken und bruchempfindlich.
Die Typografie des Werks wirkt wenig prätentiös. Das Schriftbild ist bei der geringen Fließtextgröße mit acht Punkt Versalhöhe zwar noch recht gut lesbar, der Druck jedoch teilweise verschwommen und insgesamt recht unpräzise.
Bleibt also zusammenzufassen, dass das, was vor wenigen Jahrzehnten auf dem Datenträger Papier produziert wurde, zumindest bei gelegentlicher Nutzung nur von äußerst begrenzter Haltbarkeit war. Von einem haptischen Erlebnis kann man bei einem Brot-und-Butter-Buch aus dem Jahr 1978 offenbar kaum mehr sprechen. An eine Reparatur ist aufgrund des schlechten Gesamtzustands kaum zu denken.
Ich bin jedenfalls sehr froh darüber, dass mir der Inhalt dieser lieb gewordenen Buchruine schon seit einigen Jahren als Textdatei zur Verfügung steht: Lesbar auf jedem System und Bildschirm, schnell nach bestimmten Textstellen durchsuchbar und formatierbar in Schriftart und -größe nach persönlicher Tagesform. Ich schaue seither wieder viel lieber und öfter mal rein.
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