In Google Maps seien ab sofort auch die Fahrpläne der Deutschen Bahn integriert, so meldete heute eine Pressemitteilung der Deutschen Bahn AG, und so war auch bald in zahlreichen Onlinemedien zu lesen. Zeit für einen kurzen Test: Am kommenden Samstag werde ich beispielsweise nach Öhringen reisen. Google bietet mir in Kooperation mit der Bahn als günstigste Verbindung die Fahrt über Stuttgart und Heilbronn mit einer Dauer von 5:53 Stunden an. Daneben wirft Google noch zwei – zugegebenermaßen recht originelle – Strecken über Backnang und Schwäbisch Hall und über Heidenheim und Aalen mit über sechs bzw. fast sieben Stunden Dauer aus.

Die klassische Fahrplanauskunft auf der Webseite der Bahn wie auch die DB-Navigator-App berechnet bei gleicher Abfahrtszeit eine Fahrt über Nürnberg und Schwäbisch Hall, die in 4:54 Stunden zu absolvieren ist. Ein Zeitvorteil von immerhin einer Stunde! Verwegene Wege findet Google auch für meine nächste Reise ins Taubertal. Hier soll ich etwa 130 Kilometer Umweg über Aschaffenburg nehmen, was sich in einer Reisezeit von mindestens 6:10 Stunden auswirkt. Suche ich direkt bei der Fahrplanauskunft der Bahn, dann erhalte ich auch eine Verbindung in 4:30 Stunden, also mit einem Zeitvorteil von immerhin einer Stunde und vierzig Minuten.

Weitere Versuche: Nach Tegernsee kann man laut Google überhaupt nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. Klar, die Bayerische Oberlandbahn ist eine private Bahngesellschaft, die offenbar noch nicht mit Google kooperiert. In der Fahrplanauskunft der Deutschen Bahn AG findet man die Verbindung jedoch problemlos. Ebenso weiß Google nicht, dass auf der Münchner S-Bahn-Stammstrecke auch ein Umstieg innerhalb von zwei Minuten (von einer S-Bahn-Linie in die umittelbar auf den gleichen Gleisen nachfolgende) problemlos möglich ist. Hier werden dem Reisenden grundsätzlich mindestens 20 Minuten Wartezeit verordnet.

Fazit: In der derzeitigen Form ist das Routing mit öffentlichen Verkehrsmitteln auf Google Maps noch nicht zu gebrauchen. Man muss sich fragen, warum die Marketingverantwortlichen der Bahn ihren Datenbestand überhaupt für ein derart unausgereiftes Produkt zur Verfügung stellen.

Screenshot: Google Maps