Telefonieren mit dem iPhone ist ganz einfach: Man öffnet die Telefon-App, die schon ab Werk im Dock wohnt, und wählt in der Icon-Leiste aus, ob man einen Kontakt aus seinen Favoriten, aus der Liste der letzten Telefongespräche oder aus dem Gesamtbestand seiner Kontakte anrufen möchte. Aber natürlich gibt es auch die Möglichkeit, per Ziffernblock eine neue Telefonnummer einzutippen. Obwohl Apples Telefonsoftware also zunächst einmal keine Wünsche offen zu lassen scheint, haben sich dennoch einige Entwickler Gedanken darüber gemacht, wie man den Aufbau von Telefonverbindungen, aber auch das Versenden von E-Mails und Kurznachrichten noch einfacher und flinker machen könnte. Der Fokus der App-Anbieter liegt dabei immer auf Methoden, mit denen schneller auf den Adressbestand, der im iPhone gespeichert ist, zugegriffen werden soll.

Dialvetica

Bereits vor über zwei Jahren wurde Dialvetica von einem Entwicklerteam mit dem schönen Namen Mysterious Trousers auf den Markt gebracht. Die App bietet ihrem Nutzer ein äußerst reduziertes Keyboard an, auf dem Namensanfänge, Anfangsbuchstaben von Vor- und Nachnamen oder jegliche Zeichenkombinationen, die im gesuchten Namen enthalten sind, eingetippt werden können. Bereits gewählte Buchstaben bleiben auf der Tastatur farbig markiert, was die Entwickler sticky keyboard nennen. Gleichzeitig werden in einer Liste über der Tastatur Kontakte vorgeschlagen, die die gewählten Buchstaben enthalten. Das klingt komplizierter als es ist, denn mit zwei bis drei Tastendrücken hat man den gesuchten Namen meist schon vor Augen.

In der Liste sind jedem Namen Symbole für Anruf, SMS oder E-Mail zugeordnet, mit denen per einfachem Tipp der Kontakt auf die entsprechende Art aufgenommen werden kann. Sind für eine oder mehrere der möglichen Verbindungswege keine Kontaktdaten hinterlegt, dann erscheinen die Symbole grau. Sind beispielsweise mehrere Telefonnummern im Adressbuch vorhanden, so kann der Nutzer wählen, ob stets die gleiche Rufnummer angerufen werden soll oder ob eine Vorschlagsliste aller gespeicherten Nummern erscheinet. Ein langer Druck auf das entsprechende Symbol öffnet ein Dialogfeld, in dem diese Einstellungen jederzeit wieder schnell verändert werden können.

Dialvetica erstellt eine Hitliste mit den Namen, die regelmäßig kontaktiert werden und die beim Starten der App automatisch erscheint. Oft benötigte Kontakte sind so mit einem einzigen Tipp nach dem Starten der App verfügbar. Größter Mangel an Dialvetica: Der Ziffernblock zum Wählen nicht gespeicherter Telefonnummern ist nur über ein Popupmenü mit zwei Tipps erreichbar. Das sticky keyboard verfügt nicht über Umlaute. Da die App jedoch beispielsweise beim Tippen des Buchstaben u auch Namen vorschlägt, in denen ein ü enthalten ist, lässt sich dies Verschmerzen. Wer es genauer haben möchte, kann in den Programmeinstellungen auch auswählen, dass er stets das Original-Tastenfeld von iOS verwenden möchte. Auf die schicke Sticky-Funktionalität muss man bei Verwendung dieser Option allerdings verzichten.

  • Webseite des Anbieters
  • App im iTunes Store
  • Preis 2,69 Euro
  • Speicherbedarf 562 kB
  • Sprache Englisch

Buzz Contacts

Buzz Contacts von Savvy Apps tauchte Anfang 2012 erstmals im iTunes App Store auf. Anders als Dialvetica liefert die App in ihrem Starbildschirm gleich eine numerische Tastatur. Hier kann der User sowohl eine neue Nummer wählen, als auch per Buchstabenwahl-Funktion nach Namen im Adressbuch suchen. Das Eintippen von Buchstaben wie bei Vanity-Rufnummern ist zunächst einmal etwas ungewohnt, geht dann aber doch recht schnell von der Hand. Der Ziffernblock des Startscreens ist aber nicht das Einzige, was das Buzz-Interface zu bieten hat. Durch vertikales Wischen sind oberhalb noch Screens für die zuletzt angerufenen und häufig angerufenen Kontakte aufrufbar. Unterhalb des Startbildschirms können eigene Gruppen von Kontakten konfiguriert werden, die dann ebenfalls durch Wischen zu erreichen sind.

Die Darstellung der Gruppenmitglieder wird durch horizontales Wischen geändert. Neben der klassischen Liste steht ebenfalls eine Ansicht zur Verfügung, bei der sich nur je vier Kontakte einen Bildschirm teilen. Dann ist zwar für den Anwender etwas mehr Blättern bis zum passenden Kontakt angesagt, dafür machen die riesigen Tipptasten das Anwählen selbst für Grobmotoriker besonders einfach. Ein besonderes Feature von Buzz sind die Gruppenaktionen. Mit nur zwei Tipps kann an alle Mitglieder einer Gruppe eine gleichlautende SMS oder E-Mail gesendet werden. Gleichzeitig verfügt die App über eine Reihe von Standardtexten für schriftliche Nachrichten, die auch durch eigene Textbausteine ergänzt werden kann.

Bei der Suche nach Kontakten im Startbildschirm sucht Buzz nur an den Wortanfängen. Umlaute unterstützt die App dabei überhaupt nicht. Dies hat zur Folge, dass beispielsweise ein Ännchen Müller mit der Suchfunktion des Programms fast nicht auffindbar ist. Die Suche nach den Anfangsbuchstaben von Vor- und Nachnamen erweist sich auch nur dann als besonders flink, wenn nicht allzu viele Einträge in der eigenen Adressdatenbank enthalten sind. Etwas eigentümlich mutet die Systematik von Buzz an, nach der ein Kontakt für jeden Kontaktweg einzeln in den Listen aufgeführt wird. Hans Meier ist dann möglicherweise fünfmal vorhanden, für Mobil- und Festnetztelefon, private und geschäftliche E-Mail-Adresse sowie für SMS.

Cobook

Nachdem Cobook vor einiger Zeit bereits als kostenlose Mac-App Erfolge feiern konnte, ist das Programm seit Kurzem auch in einer Version für das iPhone verfügbar. Cobook stellt die Vernetzung des gesamten Kontaktbestandes eines Nutzers in den Vordergrund und kann daher auch auf die per Facebook, LinkedIn oder Twitter verbundenen Kontakte zugreifen – sofern der Nutzer dies will und explizit zulässt. Die App kommt auf der einen Seite sehr geradlinig gestaltet, auf der anderen funktionell recht komplex daher. Merklich einfacher als mit Apples eigener Telefon-App sind die Abläufe damit nicht, aber dafür schöner und bisweilen auch etwas intuitiver.

Per Taste in der Iconleiste unten auf dem Bildschirm kann der Nutzer wählen, ob er in einer normalen Kontaktliste wie in der Telefon-App suchen möchte oder ob er die Eingabe über den Ziffernblock vorzieht. Bei letzterer versteht Cobook wie Buzz auch Vanity-Eingaben, so dass beispielsweise mit 4267 der Name Hans gefunden wird. Erfreulicherweise geht Coobook mit Umlauten so nonchalant wie Dialvetica um: 685537 wird problemlos als Müller erkannt. Die Kontaktdatenbank ist in das Programm bestmöglich integriert. Das Bearbeiten von Kontakten macht damit weit mehr Freude als in der App, die Apple hierzu werksseitig liefert. Und das Versenden von Kontaktdaten per E-Mail beherrscht Cobook obendrein.

Nicht ganz nachvollziehbar ist es für den Nutzer, warum Cobook statt einer Backspace-Taste gleich zwei benötigt. Während die Löschtasten der Mitbewerber bei kurzem Druck nur ein einzelnes Zeichen und bei langem Druck die gesamte Eingabe löschen, hat man bei Cobook jeder dieser Funktionen einen eigenen Softkey zugeordnet. Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob die eigene Kontaktkarte des Nutzers wirklich so dominant mit eigener Taste in der Fußzeile aller Basisbildschirme vertreten sein muss. Was der App vor dem Hintergrund ihrer Social-Media-Anbindung noch fehlt: Kontakte sollten auch per Direktnachricht via Twitter, LinkedIn oder Facebook angesprochen werden können.

Fazit

Ja, man kann schon mit der iOS-eigenen Telefon-App gut leben. Wer aber besondere Wünsche hat, erhält mit den Programmen von Drittanbietern durchaus einen Mehrwert:

  • Wer Kontakte extraschnell aufrufen möchte und eine automatisch generierte Hitliste häufiger Gesprächspartner zu schätzen weiß, ist mit Dialvetica gut bedient.
  • Wer regelmäßig allen Stammtischfreunden mitteilen muss, dass sein Bus mal wieder Verspätung hat, kann das mit Buzz Contacts einfach und schnell bewerkstelligen.
  • Wer nicht nur auf seine lokalen, sondern auch auf die eigenen Social-Media-Kontakte zugreifen will, erledigt dies mit Cobook und erhält den schönsten Kontakteditor gleich obendrein – zum Nulltarif.