Männig

Reizüberflutung

Das Ende

Die Waschmaschine ist fertig! (MP3, 49 kB)

Wir haben uns daran gewöhnt, das Autos mit ihren Fahrern sprechen. Dass Warntöne erklingen, wenn der Gurt nicht angelegt oder das Licht nicht ausgeschaltet wurde. Lichter, die parallel dazu nervös blinken, sehen wir ohnehin schon als selbstverständlich an. Und wer schon früh ein Mobiltelefon hatte erinnert sich auch noch an eigenartige Tonfolgen, wenn das Telefon sich zum Funknetz verband (damals noch nicht immer und überall selbstverständlich) oder wenn es das Netz zwangsläufig wieder verließ.

Doch mittlerweile hat der Licht- und Klangterror auch im Haushalt Einzug gehalten. Fast jedes Elektrogerät verfügt über ein Display und einen Lautsprecher oder zumindest über einen Piepser, um seinen Besitzer durch optische und akustische Signale ständig von seiner Bedeutung zu überzeugen. Während ein Mikrowellenherd früher schlicht durch das Abschalten des deutlich vernehmbaren Lüfters und bestenfalls durch das fast schon sprichwörtliche Bing das Ende des Erhitzungsvorgangs verkündete, müssen moderne Geräte schon durch blinkende Displays und elektronisch-akustische Signale sicher stellen, dass man sie nicht vielleicht vergisst.

Seit einiger Zeit stattet nun die Hausgeräteindustrie auch Waschmaschinen und Wäschetrockner mit optischen und akustischen Signalgebern aus. Der Zweck dieser Ausstattungsmerkmale bleibt allerdings unklar: Befindet man sich in Hörweite eines solchen Geräts, dann kann man auch ohne zusätzliche Akustikgeber leicht wahrnehmen, ob die Maschine läuft oder nicht. Und befindet man sich in Sichtweite, dann tut auch eine einfache Kontrollleuchte, beispielsweise in Form einer Leuchtdiode, perfekt ihren Dienst.

Hält man sich aber außerhalb der Hör- und Sichtweite seines Haushaltsgeräts auf, dann ist der Sinn nervös blinkender Displays und aufdringlicher Melodien auch mehr als fragwürdig. Im Waschkeller unserer Wohnanlage befinden sich beispielsweise zwölf Waschmaschinen und neun Wäschetrockner, und fast immer sind mindestens drei bis vier davon damit beschäftigt, lautstark zu piepen und nervös zu blinken, und das oft über Tage. Der Sinn hat sich, zumindest mir, bisher noch nicht erschlossen.

Vielleicht, liebe Anbieter Weißer Ware, wäre es ja an der Zeit, einen Trend zum Slow Household aufzugreifen und Produkte anzubieten, die ihren Besitzer nicht mehr als irgend nötig mit optischem Schnickschnack und akustischem Firlefanz bis aufs Blut zu nerven. Ich wäre jedenfalls ein dankbarer Kunde dafür, war es doch schon mühselig genug, noch eine Mikrowelle zu finden, die schlicht und einfach zwei Drehknöpfe hat und Bing macht, wenn sie fertiggekocht hat.

Tipp zum Weiterlesen: Der Klang der Dinge: Akustik – eine Aufgabe des Design,Langenmaier, Arnica V. (Hg.), München 1992 (S. Schreiber), leider nur noch antiquarisch zu erhalten