Männig

Unser Beitrag gegen einseitige Ernährung

Diese Schlagzeile haben die Werber des Schokoladenherstellers Ritter Sport auf ein riesiges Plakat im Münchner Hauptbahnhof drucken lassen. Darunter sieht der Betrachter einen großen Stapel verpackter Schokoladentafeln der unterschiedlichsten Sorten. Originell? Vielleicht. Lustig? Überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil sogar. In den Industrieländern Nordamerikas und Europas hat das durchschnittliche Körpergewicht der Bevölkerung in den letzten Jahren drastisch zugelegt. Die Weltgesundheitsorganisation schreibt in einem ihrer zahlreichen Papiere:

Excess body weight has tripled in the last two decades and has now reached epidemic proportions.

Epidemic, wie eine Seuche also, breitet sich also das Übergewicht laut Zahlen der WHO aus. Bereits 1998 galten nach Zahlen des Robert-Koch-Instituts 49 % der männlichen und 31 % der weiblichen Deutschen als übergewichtig. Eine Studie aus dem Jahr 2005 sah schon bei 20 % der Männer und 22 % der Frauen in Deutschland das Krankheitsbild der Adipositas, also der krankhaften Fettleibigkeit. Die Folgen: Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck, Schlaganfälle, Atemprobleme und vor allem Diabetes mellitus Typ 2, die berühmte Zuckerkrankheit. An dieser Folgekrankheit falscher Ernährung litten im Jahr 2006 bereits sechs Millionen Menschen in Deutschland, Tendenz rapide steigend.

Neben den individuellen, menschlichen Tragödien, die die Diabetes auslöst, lagen die Kosten im öffentlichen deutschen Gesundheitswesen für die Behandlung der Krankheit 2006 bei etwa 18 Milliarden Euro – mit ebenfalls deutlich steigender Tendenz. Die Geldmittel, die im öffentlichen Gesundheitswesen, also im Bereich der gesetzlichen Krankenversicherung, zur Verfügung stehen, erhöhen sich jedoch aufgrund der statistischen Entwicklung in Deutschland nur sehr langsam. Der Arzt und Gesundheitswirtschaftsprofessor Dr. Michael Schütte hat die Zahlen gegenübergestellt. Seine erschreckende Prognose: Im Jahr 2035 werden – bei gleichbleibender Entwicklung – die Hälfte der gesamten im deutschen Gesundheitswesen zur Verfügung stehenden Gelder für die Behandlung der Typ-2-Diabetes aufgebracht werden müssen.

Eine unvermeidliche Entwicklung? Keineswegs. Denn die Typ-2-Diabetes tritt nur mit äußerst geringer Wahrscheinlichkeit auf, wenn man Adipositas oder Übergewicht vermeidet. Dies wiederum, so dürfe sich mittlerweile in breiten Bevölkerungskreisen herumgesprochen haben, bewerkstelligt man am besten mit einer gesunden, das heißt vielseitigen und vor allem energiearmen Ernährung. Bei Schokolade, dem Produkt, dass die Alfred Ritter GmbH & Co. KG anbietet, liegt der Energiewert in der Regel zwischen 400 und 500 Kilokalorien pro 100 Gramm. Das ist alles andere als energiearm. Und so sehr man Schokoladentafeln auch in bunte Verpackungen packt und mit anderen Süßigkeiten füllt: Eine vielseitige Ernährung wird Schokolade niemals sein, ganz im Gegenteil.

Nein, liebe Kreative von der Werbeagentur Kolle Rebbe, die ihr für Ritter Sport die Reklame textet: Die Headline Unser Beitrag gegen einseitige Ernährung ist nicht lustig, sie ist hässlich, unpassend und obszön.