Männig

Die Eieruhr auf dem iPhone

Immer wieder einmal benötigt man einen Countdown-Timer, Kurzzeitwecker oder kurz: eine Eieruhr. Was die einfache Handhabung betrifft, sind die alten, mechanischen Modelle, die sich noch in vielen Küchen finden, unübertroffen. Dennoch sucht man heute nach elektronischen Lösungen für diese Aufgabe. Da liegt es natürlich nahe, zum Messen kurzer Zeiträume ein Gerät zu nutzen, das man ohnehin immer bei sich hat. Und bei vielen Menschen ist das heute nun einmal das iPhone.

Schon ab Werk bringt das Apple-Gerät ein entsprechendes Tool mit. Die Applikation Uhr beinhaltet einen Timer, den man in der unteren Iconleiste ganz rechts findet. Wählt man das entsprechende Icon aus, dann öffnet sich ein Interface, in dem sich die minutengenaue Countdown-Zeit mithilfe der bekannten Auswahltrommeln einstellen lässt. Ebenso kann dort ein Alarmton aus den vorhandenen Systemsounds ausgewählt und der Countdown gestartet werden.

Die Nachteile des von Apple gelieferten Werkzeugs liegen auf der Hand: Es sind einige Bedienschritte bis zum Start des Timers erforderlich, es kann immer nur ein einziger Countdown laufen und die gewünschte Laufzeit muss jedes Mal mit den Trommeln neu ausgewählt werden, sofern man nicht stets nur eine einheitliche Dauer benötigt. Zeit also, sich nach Alternativen umzusehen. Der AppStore bietet hierfür zahllose Möglichkeiten, die völlig unterschiedliche Ansätze der Bedienung verfolgen.

Die im Folgenden aufgeführten Countdown-Timer-Apps stellen deshalb keineswegs eine komplette Übersicht dar. Sie sollen lediglich die unterschiedlichen Möglichkeiten der Interface-Logik zeigen, mit denen sich ein und dasselbe simple Problem auf dem iPhone mehr oder weniger gut oder auch nur interessant lösen lässt.

Timer

Timer Icon

Gleich beim ersten Kandidaten ist Vorsicht geboten: Mehrere Programme im iOS-4-AppStore tragen den Namen Timer. Hat man das Richtige von diesen ausgewählt, so öffnet sich dem User eine funktionelle Oberfläche, der allerdings eine etwas sorgfältigere, elegantere Gestaltung gut getan hätte. Timer präsentiert sich mit einem simplen Ziffernblock, auf dem sich die Laufzeiten des gewünschten Countdowns schnellstmöglich und emotional sofort verständlich eingeben lassen.

1-2-0-0 bedeutet beispielsweise zwölf Minuten, 2-3-0-0-0 zweieinhalb Stunden. Danach wird Start gedrückt, und der Timer läuft. Über insgesamt vier Timer verfügt die App, in denen einmal eingegebene Laufzeiten immer wieder verwendet werden können, bis sie vom Nutzer überschrieben oder gelöscht werden. Jeder Countdown kann individuell benannt werden und äußert sich bei Laufzeitende mit einem jeweils anderen, jedoch unveränderbar vorgegebenen Alarmton.

Ist die Laufzeit abgelaufen, so meldet sich Timer unter iOS 4 per Popup, selbst wenn das Programm nicht im Vordergrund läuft. Der Countdown läuft ab diesem Moment in roter Darstellung weiter. So kann man bei Bedarf feststellen, wie viel Zeit seit dem Alarm schon vergangen sind. Bei der deutschen Übersetzung der App musste wohl Google Translate herhalten: Die Reset-Taste ist mit dem hübschen Begriff Zurücksetzung beschriftet. Ist Timer das im Vordergrund laufende Programm, so verhindert es den Schlafmodus des iPhones.

79 Cent | Screenshot | Webseite des Anbieters | App in iTunes

Chronolight

Chronolight Icon

Das kostenlose Programm Chronolight setzt auf ein vollkommen anderes Bedienkonzept. Hier kann der User ebenfalls vier verschiedene Timer anlegen, die aber in Form einer attraktiv gestalteten Liste dargestellt werden. Die einzelnen Timer können ebenfalls mit einem individuellen Text beschriftet werden. Die Auswahl der Laufzeit erfolgt in einem Untermenü mit den bekannten iOS-Trommelwählern. Im gleichen Untermenü kann einer von drei Alarmtönen für den jeweiligen Timer bestimmt und der Name des Timers eingegeben werden.

Die Bedienung selbst gestaltet sich dann denkbar einfach. Ein Tipp auf den jeweiligen Timer startet oder stoppt den Timer. Mit einem weiteren Tipp kann der Lauf des Timers jederzeit fortgesetzt werden. Tasten in der Fußzeile des Interfaces starten und stoppen wahlweise alle Timer gleichzeitig und setzen sie zurück auf den voreingestellten Anfangszeitpunkt.

Daneben verfügt Chronolight über einige interessante Zusatzfeatures. Der User kann auswählen, ob während des Betriebs der App das iPhone in den Ruhezustand gehen soll oder nicht, ebenso, ob Alarme im Hintergrund, also bei nicht aktivem Programm erfolgen sollen oder nicht. Außerdem kann das handliche Programm nicht nur abwärts, sondern auch aufwärts zählen. Und wem das alles noch nicht genügt, der erhält zwölf Timer und eine ganze Reihe weiterer Komfortmerkmale in der 2,39 Euro teuren großen Schwester des Programms, die im AppStore unter dem Namen Chronology zu finden ist.

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Timr

Timr Icon

Weniger kreativ kommt die iPhone-App mit dem trendigen Namen Timr daher. Ein Klick aufs auffällige rote Programmicon öffnet eine Bildschirmansicht, die einer Programmseite auf iOS-Betriebssystemebene ähnelt. Statt der Programmicons findet man hier allerdings Icons für die einzelnen Timer. Die voreingestellten Icons lassen erahnen, dass es sich beim Autor des Programms um einen Teeliebhaber handeln muss.

Ein einfacher Tipp auf ein Icon führt einen in die Einstellungen des jeweiligen Timers, ein Doppeltipp startet oder stoppt ihn. Das für iOS ungewöhnliche Prozedere des Doppeltipps erfordert von Nutzer zunächst etwas Eingewöhnungszeit. Allerdings kann jeder Timer auch in den Einstellungen gestartet werden, die man per Einfachklick erreicht hat.

Jeder Timer kann neben einem Namen und einer Kurzbeschreibung auch mit einem individuellen Icon versehen werden. Neben 16 Icons, die mit Timr geliefert werden, kann der User auch ein beliebiges Bild aus seinem Fotoalbum als Icon nutzen. Die verbleibende Laufzeit jedes Timers wird ganz iOS-gemäß per Zähler am Icon angezeigt. Was die Alarmtöne betrifft, bietet Timr keine Vielfalt: Nur ein einziger Sound wird von der App zur Verfügung gestellt.

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Due

Due Icon

Eigentlich viel mehr als ein reiner Timer ist das Programm Due, das mit 2,39 Euro zu Buche schlägt. Konzipiert ist die App primär als Erinnerungsprogramm für Nutzer, die mit ihrem iOS-Kalender nicht umgehen können oder wollen. Mit Due kann man sich an einmalige oder wiederkehrende Ereignisse per Popup und Alarmton erinnern lassen.

Allerdings bietet das Tool auch eine Programmseite für Timer an, die in ihrer Listendarstellung im weitesten Sinne an Chronolight erinnert. Hier lassen sich eine beliebige Anzahl von Countdown-Timern anlegen, deren Reihenfolge sich aber aus unerfindlichen Gründen nicht verändern lässt. Stets werden sie in der Reihenfolge, in der sie angelegt wurden, angezeigt. Individuelle Namen sind dagegen möglich, die Startzeit kann wiederum mit den bekannten iOS-Trommeln eingestellt werden.

Gestartet wird ein Timer per Tipp auf einen Schalter, der – ganz iPhone-untypisch – einem Lichtschalter der frühen sechziger Jahre ähnelt. Bei Abschalten des Alarms im Popup geht Due in eine Schlummerfunktion und startet nach einer Minute einen erneuten Alarmversuch, bis man den Alarm wirklich im Programm abschaltet. Gleichzeitig wird die Zeit ab Alarm weitergezählt. Die App bietet, wie aufgrund des relativ hohen Preises nicht anders zu erwarten, eine große Anzahl individueller Einstellmöglichkeiten und acht verschiedene Alarmtöne.

2,39 Euro | ScreenshotWebseite des AnbietersApp in iTunes

LabTimer

LabTimer Icon

Wie der Name schon andeutet, haben sich die Entwickler von LabTimer von Kurzzeitweckern inspirieren lassen, die oft in Labors zu finden sind. Wie bei diesen einfachen Digitalgeräten lassen sich bei der App die Startzeitpunkte per Tipp auf drei Tasten einstellen, die jeweils Stunden, Minuten oder Sekunden nach oben zählen lassen. Ein kurzer Tipp auf die Taste zählt eine Ziffer weiter, drückt man länger, so wird zunächst langsamer, dann schneller fortlaufend hochgezählt.

Benötigt man beispielsweise eine Laufzeit von 55 Minuten, so erfordert dies ein recht langes Drücken der entsprechenden Taste, was die Bedienung nicht eben besonders komfortabel macht. Stoppt man nicht rechtzeitig, dann ist es obendrein erforderlich, die ganze Prozedur noch einmal von vorn zu beginnen, da LabTimer über keine Taste zum abwärts Zählen verfügt.

Auf der anderen Seite spricht das Programm allerdings sicher einige Nutzer durch sein sehr schlichtes, funktionelles Erscheinungsbild an. Alle Funkionen für vier Timer, die sich auch hier individuell benennen lassen, finden sich auf einem einzigen Bildschirm. Ein Hin- und Herwechseln zwischen verschiedenen Darstellungen oder gar Einstellungsmenüs entfällt. Dafür muss sich der User allerdings auch mit einem einzelnen Alarmton zufrieden geben. Mehr Möglichkeiten bietet der Entwickler mit seiner App LabTimer PhD, die mit 2,39 Euro zu Buche schlägt.

Kostenlos | ScreenshotWebseite des AnbietersApp in iTunes

Pronto

Pronto Icon

Dem eingangs erwähnten, klassischen Küchenwecker am nächsten kommt das noch recht neue iOS-Programm Pronto. Ein Tipp auf das schicke Programmicon öffnet eine ebenso elegante wie schlichte und überzeugende Bedienoberfläche. In der Mitte befindet sich ein großer Drehwähler, mit dem die Laufzeit des Timers quasi analog eingegeben wird. Start und Stopp erfolgen mit einem unverfehlbaren Button in der Mitte. Das funktioniert erstaunlich schnell und präzise.

Über dem Zeitwähler wird die jeweils verbleibende Laufzeit digital in klaren Ziffern angezeigt, darüber hinaus auch die exakte Uhrzeit des Starts und des Endes des Timers. Was den Alarm betrifft, bietet Pronto ein weiteres Schmankerl: Neben fünf verschiedenen, attraktiven Sounds kann sich das Tool auch bei iTunes bedienen. So kann bei Ablauf des Timers sowohl ein zufälliges als auch das aktuell in iTunes vorgewählte Lied gespielt werden. Ebenso ist es möglich, ein laufendes Lied bei Timerende zu stoppen.

Die Struktur des Programms bedingt freilich, dass – wie bei der alten Küchenuhr – nur ein einziger Timer zur Verfügung steht. Und der überzeugende optische Eindruck von Pronto wird leider immer dann zunichte gemacht, wenn am unteren Bildschirmrand wieder unvermittelt eine iAd-Werbeeinblendung aufschreit: Das Tool ist nämlich werbefinanziert. Doch der Entwickler hat bereits eine anzeigenfreie Version angekündigt, auf die Ästheten, denen ein einfacher Timer genügt, hoffen können.

Werbefinanziert | ScreenshotWebseite des AnbietersApp in iTunes