Michael Timpe hat Außenansichten von Sakralbauten fotografisch dokumentiert. Sakralbauten allerdings, die ursprünglich zum größten Teil gar nicht für sakrale oder kultische Zwecke erbaut wurden: Moscheen in Deutschland. Die Bilder selbst sind so sachlich gehalten, wie die überwiegende Zahl der Gebäude es auch ist. Dennoch oder gerade deshalb bietet die kompakte Fotoserie auch viel Stoff zum Nachdenken. Zum Nachdenken über Architektur ohne Architekten. Zum Nachdenken über zweckdienliche Bauten und Bauten, die primär der Repräsentation dienen. Vielleicht sogar zum Nachdenken über den Wert, der den unterschiedlichen Religionen in unserer Gesellschaft zugemessen wird.

Kwerfeldein und Zeit Online haben in den letzten Tagen bereits über das Projekt von Michael Timpe berichtet. Das Original-Bilderset wurde im Jahr 2011 aufgenommen und findet sich auf Flickr. Beim Betrachten der Bilder kam mir spontan die folgende Textpassage in den Sinn:

Originaltext

The Buddha, the Godhead, resides quite as comfortably in the circuits of a digital computer or the gears of a cycle transmission as he does at the top of a mountain or in the petals of a flower. To think otherwise is to demean the Buddha … which is to demean oneself.

Robert M. Pirsig: Zen and the Art of Motorcycle Maintenance: An Inquiry into Values (1974)

Deutsche Übersetzung

Der Buddha, die Gottheit, wohnt in den Schaltungen eines Digitalrechners oder den Zahnrädern eines Motorradgetriebes genauso bequem wie auf einem Berggipfel oder im Kelch einer Blüte. Wer das nicht wahrhaben will, erniedrigt den Buddha – und damit sich selbst.

Robert M. Pirsig: Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten (1974), Übersetzung von Rudolf Hermstein

Die abrahamitischen Religionen unseres Kulturraums mögen freilich andere Ansprüche haben. Teilweise jedenfalls.