Vor wenigen Tagen ist erstmals ein Buch über die Auszeichnungssprache Markdown erschienen. Freilich, in gedruckter und gebundener Form ist das Werk von David Sparks und Eddie Smith nicht zu haben: Die Publikation, die mit vollem Titel auf den Namen The MacSparky Markdown Field Guide hört, ist primär für das iPad konzipiert, jedoch auch als PDF zu haben.

Die iPad-Version, für die in Apples iBook Store 7,49 Euro zu berappen sind, kommt in überraschend altertümelndem Layout daher – insbesondere, wenn man die Thematik des Werks bedenkt. Mit Rücksicht auf das iPad Mini wurde eine Schriftgröße gewählt, die auf Tablets mit dem größeren Bildschirm eher üppig ausfällt. Dies relativiert natürlich auch die zunächst umfangreich klingende Zahl von 130 Seiten. Seiten, die, wie die Einführung des E-Books gleich erklärt, im Querformat gelesen werden wollen. Dreht man das iPad dennoch um 90 Grad, so erhält man eine schlankere, schlichtere Darstellung der gleichen Inhalte, was manchem Leser vermutlich gar nicht missfallen wird.

Sparks und Smith huldigen im ihrem Werk dem Edutainment, und so wurden die Texte neben einigen, meist rein dekorativen Bildelementen noch durch Screencasts und Podcasts ergänzt. Will man sich neben den rasch gelesenen, da leicht verständlich geschriebenen Textpassagen auch noch alle Audio- und Videoelemente zu Gemüte führen, so muss man dafür zusätzlich zweieinhalb Stunden der eigenen Zeit frei halten. Während die Qualität der Screencasts gut ist, kann die der Podcast-Interviews nicht durchgehend überzeugen: Durch die Aufnahme per Skype oder eine vergleichbare Technik variiert die Tonqualität von lediglich erträglich bis miserabel.

Doch genug der Form, welche Inhalte liefert der MacSparky Markdown Field Guide? Nach einer Einführung wendet sich das Buch im zweiten Kapitel primär an Anfänger in Sachen Markdown. Einfachsten Sachverhalten wie der Textauszeichnung für Kursiv- und Fettschrift werden dabei gleich drei Seiten plus ein Screencast von fast dreieinhalb Minuten gewidmet. Das ist eine ganze Menge, wenn man bedenkt, dass Kursivschrift in Markdown durch einen Stern an jeder Seite der Textpassage (Text), Fettschrift durch zwei (Text) erzielt wird. So wird unnötig verkompliziert, was eigentlich äußerst simpel ist, und der Lernfortschritt bewegt sich für Neulinge eher im Volkshochschul-Tempo.

Interessanter wird es in den weiteren Kapiteln des Buchs. Hier finden auch erfahrenere Markdown-Werker Tipps, Tricks und Tools, die sie bisher noch nicht in den eigenen Workflow aufgenommen haben. Dabei halten sich die Autoren allerdings fast ausschließlich in der Apple-Welt auf. Ein einziger Abschnitt mit dem Titel Markdown on the PC fällt mit einem Umfang von nur zwei Seiten äußerst sparsam aus. Auch die Protagonisten im audiogeprägten Kapitel 8 mit dem Titel Markdown Workflows kreisen in ihren Ausführungen durchweg um Mac OS, iOS und einige Onlinedienste, lassen aber die Windows- und Linuxwelt völlig außen vor. Natürlich würde auch niemand, der die dort referierenden Größen der Apple-Welt wie Merlin Mann, Fletcher Penney, Brett Terpstra, Federico Viticci oder Gabe Weatherhead kennt, von diesen etwas anders erwarten.

Aber auch, was die empfohlenen Tools und Apps für Mac OS und iOS betrifft, bietet das Buch leider keine vollumfängliche Übersicht, sondern eine eher willkürliche Auswahl. Wenn auch zahlreiche gute und nützliche Programme empfohlen werden, so fehlen dennoch wichtige und empfehlenswerte Apps wie FoldingText für den Mac oder WriteUp für iPhone und iPad, die Markdown ebenso unterstützen. Auch kommt im Kapitel über die Markdown-Automatisierung lediglich der TextExpander als hilfreiches Werkzeug zur Sprache. Hinweise auf günstigere Alternativen zur teuren Marktführter-App sucht man dagegen vergeblich.

Dennoch: Hervorragende Kapitel wie das über Brett Terpstras unverzichtbare Markdown Service Tools oder die gute Einführung in MultiMarkdown machen den MacSparky Markdown Field Guide immer wieder zur interessanten Lektüre. Insgesamt liefern Sparks und Smith ein unterhaltsames Stück Technikkultur für Freunde von Markdown und alle, die es werden wollen. Ergänzt wird dies durch zahlreiche Linklisten zu interessanten vertiefenden Informationen, Tools und Apps. Was dem Werk aber schließlich doch schmerzlich fehlt, ist ein Cheat Sheet mit einer schnellen Übersicht über die Markdown-Auszeichnungsbefehle, mit denen man gemeinhin 98 Prozent des eigenen Markdown-Schreibens abdeckt.

Aber wahrscheinlich hätte die Verlinkung eines Markdown-Cheat-Sheets dann doch allzu offen gezeigt, dass ein ganzes Buch über Markdown, noch dazu aufgepeppt mit umfangreichen Audio- und Videosequenzen, zum Verständnis von Markdown eigentlich obsolet ist.

Das Cheat Sheet, das mir seit Jahren beste Dienste leistet, ist online frei verfügbar. Zahlreiche weitere Ausführungen, ganz nach persönlichem Geschmack, sind aber ebenfalls im Netz zu finden. Besonders empfehlenswert ist es natürlich immer, Originalquellen zu konsultieren, so zum Beispiel die Seiten des Markdown-Erfinders John Gruber und die des MultiMarkdown-Entwicklers Fletcher Penney. Hier gibt es alles, was man über diese Technik wissen muss, auch kostenlos – wenn vielleicht auch etwas weniger ausdekoriert.