Männig

Kundenkarten

Hoppla, da ist etwas aus meinem Geldbeutel gerutscht, stelle ich fest als ich diesen aus der Fahrradpacktasche hole. Ich angle mit den Fingern in den Tiefen des wetterfesten Unikums am Gepäckträger und halte etwas Eckiges, Rotes in der Hand: Eine Air-Berlin-Top-Bonus-Karte. Moment mal, denke ich, was macht die eigentlich noch in meiner Brieftasche? Wann bin ich überhaupt zum letzten Mal mit Air Berlin geflogen? Das dürfte doch fast vier Jahre her sein! Und da trage ich das Plastikkärtchen jetzt noch mit mir herum? Ein kurzer Blick auf die Kundenkarte der Fluglinie stellt klar: Gültig bis Ende/Valid through: 03/11. Na wunderbar. Raus damit, aber sofort!

Anlass genug für eine schnelle Inventur des Geldbeutels: Da wäre zum Beispiel die Express Card des Autovermieters Sixt. Wenn ich deren Funktion damals richtig verstanden habe, liegt der Vorteil dieser Kundenkarte darin, dass der Kunde nun selbst, zuhause am Computer, alle Formulare ausfüllen kann, statt dies dem Sixt-Mitarbeiter am Abholungsschalter zu überlassen. Kundenfreundlichkeit moderner Art, sozusagen, die allerdings die Abfertigung am Schalter und Fahrzeugübernahme nie merklich beschleunigt hat. Außerdem miete ich längst bei gelegentlichem Bedarf bei einem anderen Autervermieter, der mir weit vorteilhaftere Konditionen bietet. Also weg mit der Karte!

Oh, die Jahreskarte für das Deutsche Museum findet sich ebenfalls noch im Portemonnaie. Leider auch schon seit weit über einem Jahr abgelaufen. Irgendwann waren die Kinder eben so groß, dass man sie nicht mehr mit Deutschlands größtem Technikmuseeum als Standard-Schlechtwetterprogramm beglücken konnte. Raus damit aus meinem Geldbeutel! Und die Kundenkarte eines Sporthauses, das am anderen Ende der Stadt liegt. Vielleicht einmal benutzt, circa 2007. Lufthansa Miles & More, aber wann fliege ich als Intensiv-Bahnfahrer schon noch? Fünf Euro T-Pay MicroMoney von 2005 mit unversehrten Rubbelfeldern auf der Plastikkarte: Kann man das überhaupt noch irgendwo einlösen? Und schließlich die Karte für die Packstation, die Bonuskarte eines Friseurs, bei dem man zweimal war, und eine Reserve-SIM: Raus, raus, raus.

Am Ende der Aktion verbleiben – einschließlich des Personalausweises – ganze sieben Plastikkarten, die wirklich regelmäßig benutzt oder für den Fall der Fälle vorgehalten werden: Für Reisen, Geldtransaktionen und Gesundheitsdienstleistungen. Das Ende eines Gelbeutel-Messies. Die kleine Brieftasche ist fühlbar dünner geworden, allerdings bleibt das flaue Gefühl, ob man überhaupt noch ein nützliches Mitglied unserer Gesellschaft, ein brauchbarer Verbraucher ist, wenn man die Vielzahl der Kunden- und Bonus-, der Service- und der Rabattkarten auf das für einen selbst sinnvolle Maß beschränkt.

Wie viele Plastik- und Kundenkarten hast du in deinem Geldbeutel? Wie viele davon hast du seit mindestens einem halben Jahr nicht benutzt?