Männig

Friends for iPhone: Genial oder Trojaner?

Es sieht in der Tat appetitlich aus, was der kleine Softwareanbieter Taptivate da zusammengestellt hat: Die gerade erschienene iPhone-App Friends verspricht, alles Kontakte des Nutzers in einem vielseitigen Programm zu konsolidieren und für klassische Anrufe sowie die üblichen Social-Media-Aktivitäten schnell, einfach und übersichtlich zugänglich zu machen. Ein Promo-Video auf der Seite des Anbieters zeigt die vielfältigen Funktionen im Schnelldurchlauf.

Bei genauerer Betrachtung fällt freilich auf, dass sich Friends primär mit den großen Communites des US-Markts versteht. Facebook, Twitter, MySpace und LinkedIn sind die Plattformen, mit denen das iPhone-Tool den Datenbestand in der eigenen Kontaktdatenbank abgleicht. Im deutschen Markt populäre Anbieter wie Xing sucht man leider vergebens.

Wie aber funktioniert der Abgleich der Daten denn nun genau? Taptivate selbst schweigt sich über das Prozedere aus. Ein etwas älterer Artikel des Szeneblogs Mashable weiß jedoch Genaueres: The app automatically organizes your iPhone contacts with Facebook, heißt es da. Das Programm tut also nichts anderes als die gefürchtete Facebook-App selbst: Es lädt zunächst einmal das Adressbuch des Nutzers auf die Facebook-Server hoch.

Wer das nicht mag oder es seinen wirklichen Freunden, Verwandten oder Geschäftspartnern aus Gründen des Datenschutzes nicht zumuten will, sollte daher erwägen, auf den Einsatz von Friends für das iPhone zu verzichten. Dass der Anbieter der App ab Anfang 2011 nicht mehr im grauen britischen Sheffield, sondern unweit von Facebook im sonnigen Kalifornien residieren wird, könnte einem zu denken geben, muss es aber nicht.

Dennoch: Bevor man einem Unternehmen wie Facebook bereitwillig Daten – insbesondere die Daten Dritter – zur Verfügung stellt, sollte man über die Zusammenhänge im Bilde sein. Ein entsprechender Artikel von Christoph Kappes auf Carta ist zwar etwas länglich und datiert auch schon vom Frühjahr 2010, sollte aber für jeden Facebook-Nutzer Pflichtlektüre sein.