Männig

Erzwungener Lokalpatriotismus

Da hatte ich ja nun beschlossen, auf Facebook nicht Fan von irgendjemandem oder irgendwas werden zu wollen. Und als die Verbindung von Personen und Unternehmen vor einigen Wochen nicht mehr voraussetzte, Fan zu sein, sondern sich mit dem reinen Gefallen begnügte, bin ich schlicht dabei geblieben: Ich möchte nicht meine pauschale, undifferenzierte Zustimmung zu Unternehmen oder Institutionen kundtun, sondern unterscheide da gern etwas feiner. Umso erstaunter war ich, beim Durchsehen der Facebook-iPhone-App festzustellen, dass ich plötzlich doch begeisterter und engagierter Anhänger (so die Brockhaus-Definition von Fan) bin, nämlich sowohl meines Geburtsorts als auch der bayerischen Landeshauptstadt München. Wie kommts?

Facebook verlinkt seit Kurzem den Inhalt der Felder Derzeitiger Wohnort und Heimatort mit Facebook-Seiten. Und diese Seiten sind nichts anderes als die Institutionen, deren Fan man bis vor kurzem war und die einem jetzt gefallen. Die Facebook-eigene iPhone-Application hat diesen Wandel in der Terminologie allerdings bislang offenbar noch nicht mitgemacht, so dass man dort noch zwangsläufig zum Fan seines Geburts- und Wohnorts gemacht wird. Nun habe ich zwar zu meinem Geburtsort, in dem ich auch über 25 Jahre gelebt habe, sicherlich eine besondere Beziehung, betrachte aber seine Entwicklung in den letzten beiden Jahrzehnten durchaus mit kritischer Distanz. Nein, als Fan meines Heimatstädtchens würde ich mich sicherlich nicht bezeichnen.

Noch interessanterer stellt sich die Sache bei meinem Wohnort dar. Feldkirchen im Landkreis München mag nämlich Facebook als Eintrag gar nicht erst akzeptieren. Zwar ist sogar eine entsprechende Facebook-Seite vorhanden, aber das System stellt die Verknüpfung zu dieser Seite beim Eintragen nicht her, sondern löscht den Begriff Feldkirchen vielmehr in dem Moment, wenn man den Button Änderungen speichern klickt. Aus diesem Grund hatte ich mich notgedrungen mit dem Eintrag des benachbarten, wenn auch nicht ganz korrekten München als Wohnort beholfen. Ein wirklich begeisterter und engagierter Anhänger, vulgo Fan Münchens, wo ich pro Tag im Schnitt ungefähr dreimal von unachtsamen Autofahrern fast überfahren werde, mag ich allerdings auch nicht wirklich sein.

Ich habe mich deshalb entschlossen, die Inhalte der Felder Derzeitiger Wohnort und Heimatort schlicht zu löschen – wie schon so viele Informationen zuvor. Seither schlägt mir Facebook fast nur noch Freunde vor, von denen ich beim besten Willen keine Ahnung habe, wer sie sein könnten. Offenbar als Zeichen dafür, dass ich mit meinen persönlichen Daten gegenüber Facebook inzwischen sparsam genug umgehe.